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VermögenskulturUPDATE – Ausgabe 02

Das bisherige Börsenjahr gestaltet sich besser als erwartet. Dabei ist jedoch eine Zweiteilung zu beobachten, die die Zerrissenheit der Optimisten und Pessimisten gut aufzeigt.

 

UPDATE RAHMENBEDINGUNGEN

Zinsängste kehren zurück

 

Der Januar stand noch unter dem Motto: Die Inflation verflüchtigt sich, die Straffung der Notenbankpolitik findet ein Ende und die Wirtschaft wächst wieder (sog. „Goldilocks“ oder „Goldlöckchen“-Szenario).

Kerninflation der Eurozone (Teuerung ohne Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak) hartnäckig am Steigen

Quelle: Eurostat, Factset

 

Der Februar wiederum kratzte an dieser „heile Welt“-Vorstellung. Die Überzeugung vieler Marktteilnehmer reift, dass überraschend robuste Wirtschaftsdaten sowie die hartnäckig verankerten Inflationstreiber zwingend eine restriktive Notenbank-Politik mit sich bringen.

Letzteres gilt insbesondere für die Eurozone bzw. die EZB, weil die wichtige Kerninflation im Gegensatz zu den USA nach wie vor steigt.

Ifo-Geschäftsklima: Nach unten überzogene Erwartungen nähern sich weiter dem gedämpften Lageindikator an. Derzeit werten wir dies aber eher als Normalisierung und nicht als neuen Konjunkturoptimismus. Quelle: ifo Institut, Factset

 

 

UPDATE MARKTGESCHEHEN

Licht und Schatten – US-Berichtssaison beendet

 

Auch regional findet sich die Zweiteilung: Europa läuft nach Jahren der Underperformance seit einigen Monaten besser als die USA. Dies gilt für Aktien und Anleihen gleichermaßen.

 

Unter den oben geschilderten Umständen zogen die Renditen von Anleihen im Februar je nach Region und Laufzeit um bis zu 0,4% an (z. B. deutsche und US-amerikanische Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit). Breit gestreute Anleihenindizes verloren im Gegenzug zwischen etwa 2 und 3 Prozent (Barclays Euro bzw. Global Aggregate Indizes).

Auch die globalen Aktienmärkte reagierten verschnupft und gaben von ihren schwungvollen Januar-Gewinnen rund 3 Prozent ab (MSCI World All Countries). Besonders US-Aktien sowie Schwellenländer-Titel taten sich negativ hervor. Europäische Werte konnten sich vergleichsweise gut behaupten: der Euro Stoxx 50 und der breitere STOXX Europe 600 legten gegen den weltweiten Trend fast 2 Prozent zu.

 

In den USA ist die wichtige Quartalsberichterstattung der US-Unternehmen nahezu abgeschlossen: Eine Gewinnrezession wird dabei deutlich. Es ist das erste negative Quartal seit dem 3. Quartal 2020: 4,9 Prozent weniger Gewinne verzeichnen die größten 500 US-Unternehmen. Auch die Margen leiden quer über alle Branchen unter dem Kostendruck.

Die Erwartungen an die Unternehmen lagen offenbar aber noch tiefer – immerhin 68% der Unternehmen konnten die zurückgeschraubten Schätzungen übertreffen. Auch wurden negative Überraschungen im Schnitt nur wenig „bestraft“. Den größten Gewinnsprung konnten angesichts hoher Weltmarkt-Preise für Öl und Gas wenig überraschend Energiewerte verzeichnen.

 

Gleichwohl zeigten sich im Februar Rohstoffe und insbesondere Edelmetalle ausgesprochen schwach – lediglich der Ölpreis blieb nahezu unverändert. Der Euro konnte seine eingeschlagene Erholung nicht fortsetzen: per Ende Februar gewann der US-Dollar wieder 2,7 Prozent hinzu.

 

SCHLUSSFOLGERUNGEN UND MASSNAHMEN DER VERMÖGENSKULTUR

WIR BLEIBEN ZURÜCKHALTEND UND WÄHLERISCH

 

Größere Veränderungen nahmen wir in unseren Mandaten im Berichtsmonat Februar nicht vor. Die Schwäche bei Schwellenländer-Aktien nutzten wir zum Erwerb eines neuen Fonds. Bei dem Manager handelt es sich um eine in den USA sehr bekannte Boutique mit Spezialisierung auf Emerging Markets. Die stark Überzeugungs-getriebene und überdurchschnittlich aktive Strategie weiß im langfristigen Kontext mit Outperformance zu überzeugen.

Damit ist unsere neutrale Aufstellung im Bereich Asien und Schwellenländer jetzt fast abgeschlossen, nachdem wir in den letzten Jahren (deutlich) untergewichtet waren. Vorsichtig bleiben wir für die USA gestimmt. Aufgrund der günstigeren Bewertungen dürften man gerade bei europäischen Titel weiterhin auf interessantere Kandidaten stoßen.

 

Aufgrund der gestiegenen Renditen erscheint ein dosiertes Investment in qualitativ hochwertige Anleihen (z. B. Pfandbriefe) mit überschaubaren Laufzeiten zur Abrundung gemischter Portfolios weiter charmant.